
Die Entstehung der Amerikanischen Kordilleren
Die Amerikanischen Kordilleren, die als „Rückgrat“ Amerikas bezeichnet werden, bestehen aus einer Reihe eindrucksvoller Berge, die sich von Nordamerika bis in die Antarktis erstrecken.
Die Erdoberfläche ist in große und kleine „tektonische Platten“ unterteilt – Landmassen, die in geologischen Zeiträumen langsam über die Erdoberfläche driften. Wenn diese miteinander kollidieren, setzen sie die stärksten Kräfte frei, die es auf diesem Planeten gibt. Nichts hält dieser Bewegung stand. Ozeane verlanden, ganze Kontinente heben sich an. Unabhängig davon, ob es sich um ozeanische oder terrestrische Platten handelt, verdanken fast alle bekannten Berge ihre Existenz dieser Art von Kollisionen.
Ein bemerkenswertes Beispiel ist die Westküste Amerikas, wo wir eine Vielzahl von Gebirgsketten finden, die durch eine solche Konvergenz entstanden sind. Die unerbittliche, wenn auch sehr langsame Bewegung der tektonischen Platten unter dem Pazifik in Richtung der kontinentalen Landmasse Nord- und Südamerikas führte über lange Zeiträume hinweg zu einem enormen topografischen Anstieg – und zur Entstehung der Gebirgskette der Amerikanischen Kordilleren.
Nordamerika
Wenn es um die Nordamerikanischen Kordilleren geht, fallen einem als erstes die Rocky Mountains ein. Doch es gibt noch weitere vergleichbare Gebirgszüge: Der Pazifikküstengürtel, der sich von Alaska bis nach Mexiko erstreckt, ist ebenso Teil dieser Entwicklung wie mehrere andere Gebirgsketten, die parallel zur Küste verlaufen, darunter die Southern Alaska Ranges und die Yukon Ranges.
Die Entstehung der Rocky Mountains ist mit der Entwicklung der Andenkette nur teilweise vergleichbar: Beide Gebirgszüge wurden durch den starken Druck geschaffen, den die unter dem Pazifik liegenden Platten (die Nazca-Platte im Süden und die Pazifische Platte sowie die Juan-de-Fuca-Platte im Norden) auf den amerikanischen Kontinent ausübten. Hier endet diese Ähnlichkeit jedoch auch schon. Nur in den unmittelbaren Küstengebieten (z. B. der Kaskadenkette) war die Entstehung des Gebirges das Ergebnis von Subduktion, dem Schmelzen und anschließenden Aufsteigen des Magmas. Weiter im Landesinneren führte die Kollision zu einer direkten Frontalkollision enormer Landmassen, die das Land wie ein Tischtuch zusammenfaltete, während es von zwei Seiten zusammengeschoben wurde.
Zum Zeitpunkt des Beginns der Konvergenz, die viel früher als im Süden stattfand, befand sich dort, wo wir heute die Rocky Mountains sehen, ursprünglich ein riesiges Becken. Der mächtige Druck von West nach Ost sorgte zunächst für einen vollständigen Verschluss dieses Beckens und hob in der Folge das zusammengepresste Gestein so weit an, bis ein fast 5.500 Meter hohes Plateau entstand. Erst in den folgenden Jahrmillionen bildete sich durch Erosionsprozesse, hervorgerufen durch Wasser und Eis, die malerische Landschaft, wie wir sie heute kennen. Wie im Süden hält die Konvergenz nach wie vor an, sodass die Topographie sich weiterhin langsam verändert.
Der Aleutenbogen
Die jüngste der durch Subduktion erzeugten Gebirgsketten in Amerika ist der Aleutenbogen in Alaska. In geologischen Zeiträumen gemessen, kann man sagen, dass sich der nördlichste Teil der pazifischen Platte erst vor relativ kurzer Zeit, d. h. vor 55 bis 50 Millionen Jahren, in Richtung Norden schob und von unten die nordamerikanische Platte anhob. Obwohl dieser Prozess vollständig unter Wasser begann, bleibt das Prinzip gleich: Eine Platte schiebt sich so tief unter eine andere Platte, bis sie schmilzt. Das geschmolzene Gestein gelangt wie die Blasen einer Lavalampe wieder an die Oberfläche, wo es in Form eines Vulkanausbruchs freigesetzt wird. Sobald die Vulkane die Höhe des Meeresspiegels erreicht haben oder sogar darüber hinausragen, bilden sie sogenannte Inselbögen. Hierbei handelt es sich um Gebilde, die nur in den Ozeanen vorkommen (nicht zu verwechseln mit Vulkanbögen).
Die Anden und die Antarktische Halbinsel
Wenn wir nach Chile, Feuerland und in die Antarktis fahren, sehen wir diese Berge aus nächster Nähe. Vor ungefähr 180 Millionen Jahren, nach dem Zerfall des Superkontinents Pangaea, begann sich die Nazca-Platte mit ungeheuren Kräften unter die südamerikanische Platte zu schieben und drang dabei in immer größere Tiefen vor. Diesen Vorgang nennt man Subduktion. In einer Tiefe von mehreren hundert Kilometern begann das subduzierte Gestein zu schmelzen und durch die darüber liegende Kruste wieder aufzusteigen, wodurch die längste Bergkette unseres Planeten entstand: die Anden. Dieser Vorgang hält nach wie vor an, wodurch immer wieder neue Vulkanausbrüche und Erdbeben verursacht werden.
Wenn wir einen Blick weiter südlich auf die Antarktische Halbinsel werfen, stellen wir fest, dass diese zur gleichen Zeit und durch dieselben Vorgänge wie das weiter nördlich gelegene Feuerland entstand. Zu dieser Zeit waren die Antarktis und der südliche Teil Südamerikas noch miteinander verbunden, aber schließlich, viele Millionen Jahre später, wurden sie wieder voneinander getrennt.
Die längste Bergkette der Welt wurde also von nur einer gigantischen Kraft geschaffen, die von Anfang an eine der treibenden Kräfte auf unserem Planeten war. Auf unseren Expeditions-Seereisen haben Sie die Möglichkeit, einige der faszinierenden Bergketten zu sehen, die Teil der mächtigen Amerikanischen Kordilleren sind.