
Antike Zivilisationen und Geheimnisse Südamerikas
Die antiken Zivilisationen Südamerikas reichen mehr als 5.000 Jahre in die Vergangenheit zurück und sind mit ihrer Kultur und ihren innovativen Erfindungen unglaublich faszinierend. Sie hinterließen für die Nachwelt einige beeindruckende Ruinen, Kunstwerke, Töpferarbeiten und das ein oder andere Geheimnis.
Man geht davon aus, dass die ersten menschlichen Siedler durch eine Überquerung der Bering-Landbrücke von Sibirien aus über Nordamerika nach Südamerika gelangt sind. Die frühesten archäologischen Beweise für eine menschliche Besiedlung von Südamerika wurden in Monte Verde, Südchile, gefunden. Die Besiedelungsgeschichte reicht möglicherweise bis 16500 vor Christus zurück.
Urahnen
Die Norte-Chico-Kultur entwickelte sich in Peru als eine der ersten unabhängigen Zivilisationen der Welt. Ihre erste Stadt, Huaricanga, stammt aus dem Jahr 3500 vor Christus. Es handelte sich um die älteste Stadt Amerikas und eine der frühesten Städte der Welt. Man geht davon aus, dass Norte Chico die einzige südamerikanische Zivilisation war, die nicht nur von der Landwirtschaft, sondern auch von der Fischerei lebte.
Landwirtschaft und Kunst
Die Nazca-Kultur hatte ihre Blütezeit zwischen 200 vor Christus und 600 nach Christus in Peru. Mittelpunkt des Territoriums war ein den Naturgöttern gewidmeter religiöser Zeremonienplatz mit Pyramidenhügeln in Cahauchi. Die Menschen glaubten, dass die Naturgötter ihnen bei ihren lebensnotwendigen landwirtschaftlichen Arbeiten helfen und ihnen zum Beispiel den erforderlichen Regen für die Bewässerung ihrer Felder schicken würden. Der genaue Zweck der Tempel bei Cahauchi bleibt aber bis heute unklar.
Die Nazca waren geschickte Landwirte und konstruierten ein umfangreiches unterirdisches Wasserleitungssystem, das es ihnen ermöglichte, eine Reihe verschiedener Nutzpflanzen anzubauen, wie zum Beispiel Mais, Kürbis, Süßkartoffeln, Maniok, Achira und sogar Baumwolle und Kakao. Um 500 nach Christus deutete sich jedoch der Untergang dieser Zivilisation an, die bis 750 nach Christus schließlich komplett ausgelöscht war. Paradoxerweise geht man davon aus, dass zumindest zum Teil eine große Flut dafür verantwortlich war.
Auch die Nazca-Linien, eine Reihe von riesigen, faszinierenden Scharrbildern auf dem Wüstenboden des Pisco-Tals, werden dieser Zivilisation zugeschrieben. Zum Entstehungsgrund der zu den Geoglyphen zählenden Linien gibt es viele verschiedene Theorien. Eine geht zum Beispiel davon aus, dass eine Verbindung zur Astronomie bestand und die Zeichnungen den Nazca bei der Anpflanzung und Ernte ihrer Nutzpflanzen geholfen haben. Die Linien bleiben aber weiterhin ein Mysterium und es gibt keine wirklich überzeugenden Theorien zu ihrem Entstehungsgrund.
Die Stadtplaner
Das Chimú-Imperium, auch als Königreich von Chimor bekannt, wurde etwa 1000 nach Christus in der Nähe des heutigen Trujillo in Peru gegründet. Die Chimú waren anfangs aufgrund ihres landwirtschaftlichen Geschicks recht wohlhabend. Auf ihren Feldern setzten sie ein umfangreiches Bewässerungssystem ein.
Zu ihrer Blütezeit erstreckte sich die Hauptstadt Chan Chan über eine Fläche von etwa 20 Quadratkilometern und hatte fast 40.000 Einwohner. Die Stadt war aus vorgefertigten, gegossenen Lehmblöcken errichtet worden. Gebäude und Straßen waren von Kanälen mit Steinwänden durchzogen, hier und da gab es kleine künstlich angelegte Seen und Brunnen. Das wohl beeindruckendste Beispiel für antike Architektur, das man hier sehen kann, ist der große, rechteckig angelegte Palastkomplex, der als königliche Residenz, Lagereinrichtung, Mausoleum und Verwaltungszentrum diente.
Das Volk der Chimú ist berühmt für seine einzigartigen einfarbigen Töpferwaren sowie Metallarbeiten aus Kupfer, Gold, Silberbronze und einer Gold- und Kupferlegierung namens Tumbaga. Die Chimú verwendeten Austernschalen als Dekoration und Opfergabe und auch als eine Art Währung. Als die Inka um 1470 nach Christus Chan Chan eroberten, bedeutete dies den Untergang des Chimú-Imperiums.
Architekten und Ingenieure
Das im Jahr 1438 nach Christus entstandene Inka-Reich war das bei weitem größte präkolumbische Imperium auf dem amerikanischen Doppelkontinent. Es erstreckte sich vom heutigen Ecuador über Peru und Bolivien bis hinunter nach Chile und in Teile von Argentinien hinein. Die Stadt Cusco war das administrative, politische und militärische Zentrum des Reiches. Die Inka errichteten Gasthäuser, Signaltürme, Straßen und riesige königliche Stätten wie das berühmte Machu Picchu.
6–14 Millionen Einwohner aus mehr als 100 verschiedenen ethnischen Gruppen lebten im Inka-Reich. Clever konstruierte Landwirtschafts- und Straßensysteme sowie eine zentralisierte Religion und Sprache halfen dabei, einen geschlossenen Staat zu schaffen und zu erhalten. Eine herkömmliche Schriftsprache gab es nicht, aber eine Form von Quechua entwickelte sich zur hauptsächlich verwendeten mündlichen Sprache der Inka, während man als Quipu bezeichnete Seile mit Knoten für die Erfassung von geschichtlichen und statistischen Aufzeichnungen benutzte. Die meisten der Untertanen waren autarke Bauern, die Mais, Kartoffeln und Kürbis anbauten, Lamas, Alpakas und Hunde hielten und ihre Steuern in Form von gemeinnützigen Arbeiten zahlten.
Die Inka verfügten auch über eine riesige Streitmacht. Die Soldaten der Inka-Armee, die eingesetzt wurde, um das Reich zu vergrößern und zu verteidigen, stammten aus verschiedenen ethnischen Gruppen. Je größer das Reich wurde und je mehr Einwohner es gab, desto stärker wuchs auch die Armee an – zu Spitzenzeiten war sie 200.000 Mann stark. Trotz ihrer Macht fielen die Inka schnell den Krankheiten und überlegenen Waffen der spanischen Angreifer zum Opfer. Die letzte Bastion ihres riesigen Reiches wurde 1572 erobert.
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