
Die indigenen Kulturen des arktischen Alaskas
Die endlose Küstenlinie Alaskas beherbergt seit mehr als 10.000 Jahren verschiedenste indigene Kulturgruppen. Doch wer genau sind diese Gruppen eigentlich? Welchen Herausforderungen sahen sie sich in der Vergangenheit gegenübergestellt und mit welchen Schwierigkeiten haben sie heutzutage zu kämpfen?
Zurück zu den Anfängen
Man vermutet, dass die Vorfahren der Ureinwohner Alaskas in drei Wellen das Land bevölkerten und eine beschwerliche Reise hinter sich brachten. Unklar bleibt, ob sie über eine frühere Landverbindung von Asien aus auf den nordamerikanischen Kontinent gelangten oder auf dem Seeweg hierherkamen. Diesen wagemutigen Entdeckern gelang es, sich hier niederzulassen und zu überleben, indem sie Landtiere wie Elche, Karibus, Hirsche und Bären sowie Meerestiere wie Wale, Robben und Walrosse jagten. Sie fischten auch nach Lachs, Kabeljau, Köhler, Hering und vielem mehr. Die Jagd und der Fischfang bilden auch heute noch einen zentralen Bestandteil der alaskischen Kulturgruppen, auch wenn Meer und Wildnis nicht mehr so ergiebig sind wie früher.
Verschiedene indigene Völker siedelten sich schließlich entlang der Küste und auf dem gesamten Archipel an. In Zentralalaska befanden sich die Athabasken, während die Inupiat das ganze Land im Norden beherrschten. Der äußerste Westen der alaskischen Halbinsel und die Aleuten wurden von den Aleuten bewohnt, während sich im Südosten Alaskas seit jeher die Stammesgebiete der Haida und Tlingit befanden. Noch heute findet man die Haida hauptsächlich auf der Prince-of-Wales-Insel, während die Tlingit das gesamte Gebiet von der kanadischen Grenze bis zur Halbinsel von Alaska beanspruchen.
Verheerende Seuchen
Die erste Welle europäischer Kolonisten traf um die Mitte des 18. Jahrhunderts in Alaska ein: Es waren Russen, die – angelockt durch den lukrativen Pelzhandel – aus Sibirien hierherkamen. Neben dem russisch-orthodoxen Christentum brachten sie leider auch Krankheiten mit. Viele der indigenen Völker hatten keine Immunität gegen diese fremden Krankheiten, und einige Stämme und Siedlungen, einschließlich der Aleuten, starben fast vollständig aus. Heute, Jahrhunderte später, haben die indigenen Volksgruppen glücklicherweise ihre ursprüngliche Bevölkerungszahl wiedererlangt und etwa 15 % der alaskischen Bevölkerung gehören den indigenen Stämmen an.
Ein reiches Kulturerbe
Heute, im 21. Jahrhundert, gibt es über 220 verschiedene Stämme von Ureinwohnern in Alaska, die auf fünf geografische Gebiete verteilt sind und in 13 regionalen Vereinigungen organisiert sind. Untereinander sprechen sie 20 verschiedene Sprachen und haben elf unterschiedliche Kulturen. Sie setzen sich stark dafür ein, alte Traditionen wie den Schamanismus sowie ihr Kunsthandwerk, darunter die Holzschnitzerei, Handarbeiten und die Schmuckherstellung, zu bewahren. Ihr stolzes Erbe prägt auch heute noch die gesamte Region, trotz des wachsenden Einflusses der modernen Welt auf ihren Lebensstil.
Die Aleuten: Kajaks und Körperkunst
Die Aleuten leben auf den gleichnamigen Inseln und sind erfahrene Jäger und Seefahrer. Sie sind dafür bekannt, dass sie ihre eigenen Boote bauen: kleinere Kajaks aus Seelöwenfell für die Jagd in flachen Gewässern und größere Kajaks, mit denen sie auch über das offene Meer fahren können. Als geschickte Handwerker fertigen sie unter anderem auch ihre eigenen Parkas aus den Häuten von Robben und Seeottern an. Diese Parkas sind lang und warm und schützen sie vor der extremen Feuchtigkeit, die in diesem Teil der Welt oftmals herrscht.
Wie viele andere Völker der Arktis haben die Aleuten eine lange Tradition im Hinblick auf Tätowierungen und Piercings. Die Aleuten glauben, dass ihre Körperkunst die Macht hat, sie vor bösen Geistern zu schützen und gute Geister zu beschwören. Tätowierungen werden oft genutzt, um religiöse Ansichten zum Ausdruck zu bringen. Zudem demonstrieren sie auch die Verdienste der jeweiligen Familien und ihrer Vorfahren. Bei den Aleuten erhalten die Frauen normalerweise ihre erste Tätowierung, wenn sie das Erwachsenenalter erreicht haben, und die Männer, wenn sie ihr erstes Tier erlegt haben. Beides sind wichtige Riten in der Kultur der Aleuten.
Die Haida und Tlingit: Totemische Ahnen
Beide Nationen sind ausgezeichnete Seeleute, die für den Transport und die Jagd die Seewege in ihrer Umgebung nutzen. Sie betreiben regen Handel mit ihren Nachbarn und bauen lange Zedernholzkanus, die sie für den Transport und für ihre Reisen nutzen. Die Haida und die Tlingit haben eine lange Tradition darin, Totempfähle und Zeremoniengegenstände zu schnitzen. Diese werden üblicherweise vor ihren Häusern aufgestellt, um einen kurzen Überblick über ihre Familiengeschichte zu geben und zu zeigen, wer in früheren Zeiten dort lebte. Es ist eine Kunstform, die bis heute praktiziert wird.
Neue Herausforderungen für die alte Lebensweise
Mit wahren Rekordtemperaturen in den letzten Sommern und starken Überschwemmungen aufgrund der schnellen Eis- und Schneeschmelze stellt der Klimawandel eine echte Bedrohung für die indigenen Gemeinden in Alaska dar. Aufgrund der starken Ausbeutung der Meere entlang der Küste Alaskas werden die Herausforderungen, ihre traditionelle Lebensweise aufrechtzuerhalten, immer größer – und das mit jedem Jahrzehnt, in dem die Nahrungsmittelversorgung weiter abnimmt.
Die Fortschritte der modernen Gesellschaft haben unweigerlich auch das Leben dieser Ureinwohner verändert und nicht selten auch die jungen Generationen in die großen Städte mit ihren Neonlichtern gelockt. Wer seiner Heimat jedoch treu geblieben ist, pflegt auch weiterhin deren Traditionen und Kultur und teilt diese gerne mit der nächsten Generation und mit allen Besuchern, die sich dafür interessieren.
Wenn Sie mit uns eine Expeditions-Seereise nach Alaska unternehmen, können Sie mehr über diese historischen Völker und ihre Kulturen erfahren und indigene Gemeinschaften wie die Aleuten, die Haida und die Tlingit sogar selbst treffen. Wir arbeiten eng mit diesen Gemeinden zusammen, um sicherzustellen, dass unsere Besuche voller Würde und Respekt verlaufen und die lokalen Bräuche und Traditionen gewahrt werden, damit unsere Besuche für alle Beteiligten eine Bereicherung darstellen.